Anfang
September
2006 wollten wir uns in Lima treffen. Wir, dass waren Ina und Axel aus
Mannheim, Marian aus Mönchengladbach, German aus Hagen und Lothar
aus Berlin. Da wir aus unterschiedlichen Flughäfen in Deutschland
starteten, sind wir mit unterschiedlichen Flügen angereist. Die
Preise für diese lagen zwischen 600 und 900 Euro. Wir nutzen
verschiedene Flugrouten u.a. über die USA (Atlanta) oder über
Kolumbien (Bogota). Ich hatte mich für die kürzeste
Flugroute, mit einmal Umsteigen in Madrid, entschieden. Außerdem
empfehle ich, alles bei einer Fluggesellschaft zu buchen, um im Fall
von verspäteten oder gestrichenen Flügen eine
Anschlussgarantie zu haben. Wir wollten in Peru Kultur, Trekking und Bergsteigen. Daher haben wir uns schon Zuhause über die Verhältnisse und Möglichkeiten in Peru informiert. Genutzt hatten wir dafür einschlägige Reiseführer, Kartenmaterial, Internet-Seiten, sowie das Wissen von Menschen, die schon in Peru gewesen sind oder über dieses Land etwas Interessantes wissen. Da wir auch zum Höhenbergsteigen nach Peru kamen, hatte ich mich dazu entschlossen, über den DAV dafür eine Versicherung abzuschließen. Die einfache, weltweite Erweiterung der normalen Mitglieder-Versicherung des DAV reichte für einige geplante Berge (u.a. Ampato) nicht aus ( mehr dazu siehe DAV-Versicherung ). Außerdem sind bestimmte Schutzimpfungen zu empfehlen. Dabei sparten wir uns |
Malariapropylaxe,
denn wir wollten nicht ins Tiefland, sondern in den Süden des
Landes. Dort liegen
alle besuchten Orte über 2000 Meter und sind daher nicht Malaria
gefährdet. Für den Notfall nahmen wir allerdings Malarone
Tabletten mit. Da die Wasserqualität nicht überall in Peru hygenisch einbandfrei ist, nahmen wir außerdem Micropur Forte Tabletten mit. Des Weiteren hatten wir in unserer Reiseapotheke Mittel u.a. gegen Durchfall, Darmverstimmungen. Das letztere kam sogar einmal zum Einsatz, als sich Marian durch schlechtes Fleisch in einem Restaurant den Magen verdorben hatte. Es empfiehlt sich, in Peru überwiegend vegetarisch zu essen, wenn man solche Zwischenfälle vermeiden will. Wir wollten den Süden Perus ( Karte ) u.a. deswegen bereisen, da im September die Trockenzeit langsam zu Ende geht und im Süden die Regenzeit etwas später als im Nordteil anfängt. Die für Touristen relevante Kriminalität beschränkt sich in Peru -unserer Erfahrung nach- nur auf kleinere Betrügereien, so beim Bezahlen von Bus- oder Eintrittickets. Bei Taxis sollte man sich nicht scheuen zu verhandeln und wenn genug Zeit ist auch mal ein Fahrpreisangebot ausschlagen, falls zu hoch erscheint. |
In
Lima hatten
wir uns im Hotel
España
getroffen. Dieses Hotel liegt in der Altstadt in einem Gebäude im
Kolonialstil. Es ist Treffpunkt für viele Rucksacktouristen. Es
bietet zusätzlich einen Taxidienst vom und zum Flughafen an und
verfügt über ein Internetcafe. Internetcafes sind in Peru
auch in kleineren Städten recht weit verbreitet. Für ein
Einzelzimmer mit Dusche über den Flur bezahlten wir im Hotel
Españia ca. 25 Soles. Der Umrechnungskurs war zum Zeitpunkt der
Reise ca. 1 Euro zu 4 Sol. In den anderen Städten und auf dem Land
haben wir meist deutlich weniger für ein sauberes Zimmer und eine
warme Dusche bezahlt. Man sollte eine Mischung von US-Dollar und der einheimischen Währung Sol dabei haben. Hotels, Taxis kann man meist mit Sol zahlen, aber auch ab und an mit US- Dollar. Busse, Lebensmittel, Eintrittstickets haben wir in Sol bezahlt. Bei dem Ausleihen von Expeditionsgegenständen oder dem Mieten von Jeeps mussten wir mit Dollar bezahlen. Außerdem hatten wir US-Dollar in Traveller-Checks für den Fall dabei, dass man bestohlen wird. |
Es
empfiehlt
sich bei Reisen nach Peru, etwas Spanisch zu lernen, denn der Englisch
sprechende Anteil der Bevölkerung ist recht klein und
überwiegend in den Städten anzutreffen.
Ina lernt seit
längerem Spanisch und ich fing damit einige Monate vor der Reise
an. So waren wir auch sprachlich gut vorbereitet. In Lima hielten wir uns grade so lange auf, dass wir uns die Altstadt von Lima ansehen konnten. Dort haben wir die berühmten Holzbalkone mit ihren detailreichen Schnitzereien bewundert, welche eine architektonische Besonderheit Limas ist. Wir besuchten außerdem die Kirche und das Museum de la Convento Francisco, welches aus dem 16.Jahrhundert stammt. Besonders beeindruckend sind die unterirdischen Katakomben, die bis zum Anfang des 19.Jahrhunderts als Friedhof genutzt wurden und rund 70000 Menschen als letzte Ruhstätte dienen. Am nächsten Tag ging es mit dem Flugzeug nach Cusco. |
Diese kleine Stadt hat keine touristischen Sehenswürdigkeiten, außer die dass es keine hat. Man kann also erleben, wie Peruaner ohne nennenswerten touristischen Einfluss leben. So haben wir in unserer Preisklasse für Unterkünfte ein für europäische Standards recht heruntergekommenes Hotel gefunden. | Und
das lag
höchstwahrscheinlich nicht daran, dass wir unzureichend
recherchiert haben. Die Stadt ist einfach nicht für Tourismus
ausgelegt. So sah man denn auch wenig Touristen auf der Straße.
Wir haben diesen Ort trotzdem als Zwischenstadion gewählt, dann
man kommt von hier gut nach Moray und zu den Salinas de Marras. |
Tinqui
ist ein
kleines Bergdorf, welches nordöstlich des Nevado Auzangate gelegen
ist. Einer alten Inkatradition folgend, werden auch heute noch
große Berge manchmal als Gottheiten verehrt. So finden
alljährlich Prozessionen zum Auzangate statt, der als wichtigster
Bergapu Südperus gilt und der Hauptberg der Codillera Vilcanota
ist.
Nach sechsstündiger Busfahrt über teilweise Schotterpiste kamen wir abends in Tinqui an. Die Straße von Cusco Richtung Tinqui wird derzeit ausgebaut, so mussten wir einige Verzögerungen in Kauf nehmen. Wir wurden dafür teilweise dadurch entschädigt, dass wir die Straßenbauarbeiten beobachten konnten, welche auch mit großen Maschinen durchgeführt wurden, die im abendlichen Dunkel durch Scheinwerfer beleuchtet monströs und imposant zugleich wirkten. |
Etwas
chaotisch
fiel der Buswechsel im Ort Ocongate in der Nähe Tinqui aus. Dort
stieß zu uns unser Ariero Ciprian. Endlich in Tinqui angelengt,
haben wir im Haus von Ciprian übernachtet. Wo wir für eine
Nacht im ländlichen Ambiente, mit Klo und Waschbecken über
den Hof, unterkamen. Die abendliche Suche nach einem passenden Restaurant verlief diesmal ergebnislos, zum einen weil es in Tinqui nur zwei oder drei Restaurants gibt und weil die Wirtin des ersten Restaurants welches wir besuchten, durch ihre (Un-) Freundlichkeit davon überzeugte, dass es besser wäre, wenn man selber kocht. Da wir uns in Cusco schon mit einigen Lebensmitteln eingedeckt hatten und wir uns am folgenden Morgen in Tinqui noch komplettieren konnten, war dies kein Problem. Wir haben zwar einige Mahlzeiten in Form von Trockennahrungen aus Europa mitgebracht, dies ist aber nicht unbedingt notwendig, da man in Peru genug Essen kaufen kann, welches sich für einen mehrtägigen Treck eignet. |
Am
nächsten
Morgen ging es los. Die vier Mulis bekamen fast das ganze Gepäck
für
sieben Personen aufgebürdet, den Ariero und seinen Sohn
eingeschlossen. Ein Muli kann ungefähr 30 bis 40 Kilo tragen. Wir
trugen lediglich leichte Rucksack mit Marschverpflegung und den
Kleinkram für tagsüber. Zuerst ging es durch eine recht flache Landschaft an Feldern vorbei, die aber schnell montaner wurde. Bis wir mittendrin in den Cordillera de Vilcanota waren. Hütten zur Übernachtung gibt es auf dem Treck nicht. Man muss alles mitschleppen, sei es nun Essen, Zelt, Matte, Schlafsäcke oder das bergsteigerische Equipment, denn auf dem Treck selber gibt es keine Unterkunftsmöglichkeiten. Daher waren Mulis notwendig. Für die körperliche Hygiene gab es am ersten und letzten Tag heiße Quellen, welche durch kleine Bassins erschlossen sind. Grade am ersten Tag war das Badeerlebnis besonders eindrucksvoll, da die uns umgebende Berglandschaft einmalig schön war. Übernachtet wurde in Höhen zwischen 4000 und 5000 Metern, dies war günstig für eine Akklimatisation in Richtung 6000 Meter. Dass Höhenanpassung von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann, konnten wir an Axel sehen, der sich am schnellsten an die große Höhe gewöhnte, wie sich bei der Besteigung des Nevado Huayruro Punco 5500 Meter und des Nevado Campo 5470 Meter zeigte. |
Um
zum Nevado
Huayruro Punco zu kommen, mussten wir etwas von der eigentlichen
Trekkingroute abweichen. Den Gipfel des Huayruro Punco konnten wir ohne
Gletscherberührung erreichen. Dies ist nicht nur der allgemeinen
Klimaerwärmung geschuldet, die auch nicht vor den Gletschern
Südamerikas haltmacht. Peru liegt so nah am Äquator, dass es
Gletscher erst in größerer Höhe als in südlicher
bzw. nördlicher gelegenen Bergregionen -wie den Alpen- gibt. Das Wetter wurde immer mal wieder schlecht. So war es oft bewölkt und es grieselte oder schneite hin und wieder. Beim Aufstieg zum Nevado Campa ( auch Nevado María Huamantilla genannt ) mussten wir mehrere Pausen einlegen, da die Sicht wegen niedrig stehenden Wolken zeitweise schlecht war. Kurz vor dem Hauptgipfel riss es jedoch auf und wir konnten die letzten Meter zum Gipfel stürmen. Die letzte Nacht auf dem Treck, haben wir in der kleinen SiedlungPachanta verbracht. Dort bekamen wir gegen geringes Geld, Schlafplätze in einer primitiven Behausung. Auch in Pachanta gibt es warme Quellen. Diese werden in einem geräumigen Badebecken gestaut und man sollte es sich nicht entgehen lassen dort ein Bad zu nehmen. Ich fand es schade, dass der Treck schon am sechsten Tag zu Ende ging, auch wenn das Campen unter freiem Himmel nicht den Schlafkomfort wie in einem Haus bietet. Die peruanische Berglandschaft ist einfach schön und zauberhaft wild und entschädigt für manche Strapazen. |
Nach
4 1/2
Stunden Bootsfahrt erreichten wir die kleine Insel Amantani.
Die eigentliche Bootsfahrt ist kürzer, aber es wurde ein kurzer
Zwischenhalt auf den Schilfinseln der Uros eingelegt. Somit war unsere
Fahrt zu den Uros vom Vortag eigentlich überflüssig. Die Inseln Amantani beeindruckte uns wegen ihrer Abgelegenheit und Atmosphäre. Obwohl auf dieser Insel über 2500 Menschen leben, ist alles mit mehreren dörflichen Zentren recht weitläufig besiedelt. Die Menschen leben von Landwirtschaft, Tourismus, Fischfang und Steinabbau. Es gibt keine Autos und keine Straßen, nur Wege und Pfade. Die Insellandschaft wird durch zwei größere Hügel (Patchamama=Erdmutter und Patchapapa=Erdvater), die über 4000 Meter hoch sind, geprägt. Auf beiden Hügeln wird bis oben hin Feldbau betrieben, wie auch an vielen anderen Stellen der Insel. Auf Patchapapa gibt es ein Museum zur Inselgeschichte. Beide 4000er haben auf ihrem höchsten Punkt eine kleine Ruinenanlage. Auf Patchamama hielt eine religiöse Sekte eine öffentliche Zeremonie in der dortigen Ruinenanlage ab. Schon bei unserer Wanderung auf die beiden Hügel, sind uns die gelegentlich anzutreffenden |
Steinmetze
aufgefallen. Sie meißeln aus den
allerorts aus dem Erdreich ragenden Felsen Steinplatten welche zum
Ofenbau genutzt werden. Untergebracht waren wir, wie die anderen Touristen, bei Bauern. Eine etwas unschöne Situation ergab sich, als wir zu fünft in einen Raum schlafen sollten, in dem grade mal für drei schmale Betten Platz war. Nach einigen hin und her mit unseren Wirtsleuten, wurden Axel und Ina bei anderen Inselbewohnern einquartiert. Auf Amantani gibt es keine Hotels oder Pensionen, anders wie z.B. auf der Isla del Sol. Touristen werden grundsätzlich privat einquartiert. Es ergibt sich so für Touristen die einmalige Gelegenheit, ein wenig vom Leben der peruanischen Landbevölkerung mitzubekommen. Am zweiten Tag sind German und ich in 9 Stunden um die Inseln gewandert. Wir sind dabei überwiegend am Strand gelaufen, welcher überall aus mehr oder minder großen Steinen besteht. Fehlender Sandstrand und die kühlen Temperaturen des Wassers haben uns davon abgehalten, zu baden. Die abwechselnde Aussicht auf das Wasser, das Ufer und auf das Inselinnere hatte einen dafür aber entschädigt. |
Die
Fassaden der
Kolonialbauten Arequipas
wurden aus dem weißgrauen Sillar errichtet und auch bei
Gebäuden neuerer Zeit ist dies manchmal der Fall.
Das gibt der
Stadt ein helles und freundliches Antlitz. Verstärkt wird
dieser Eindruck durch das sonnige und trockende Klima.Arequipa wird
daher
auch weiße Stadt genannt, dies bedeutet jedoch nicht, dass es
keine
armen und heruntergekommenen Ecken gibt. Aber im Vergleich zu den
anderen Städten, welche wir besuchten, waren wir der Meinung, dass
es die bisher schönste ist. Selbst die
Frauen in Arequipa scheinen schöner zu sein, als in anderen
Landesteilen. Dies berichtete mir schon ein Bergkamerad, der mit einer
Peruanierin aus Arequipa zusammengelebt hat. Neben der verwendeten Gesteinsart fällt der Formstil bei den Sakralbauten auf. Es gibt keine Spitzdächer sondern Kuppeln und Flachdächer. Die so gestalteten Kolonialbauten haben dadurch ein eher mediterranes, ja fast orientalisches Flair. Dieser Stil hat sich im Laufe der Jahrhunderte jedoch nicht aus ästhetischen Gründen entwickelt, sondern wegen der vielen Erdbeben, durch die sich gezeigt hat, dass grade Kuppeldächer besonders erdbebensicher sind. Die Inkas verstanden es erdbebensichere Mauern zu errichten. Sie behauten und verzahnten unterschiedlich große Steine so miteinander, das noch nicht mal ein Blatt Papier zwischen sie passt. Besonders beindruckent ist, dass es sich teilweise um riesige Steinblöcke handelt, wie man in den Ruinen der Festung in Olantaytambo oder denen von Sacsayhuamán oberhalb von Cusco sehen kann. Den Steinmauern der Inkas können daher Erdbeben so gut wie nichts anhaben ( siehe o.a. Foto der Großen Inkamauer in Cusco ). Noch heute ist das Geheimnis der Steinmetze der Inkas nicht gelüftet. |
German
und ich
besuchten das Museo Santuarios der Universidad Católica de Santa María,
in dem
sich das Inkamädchen Juanita befindet,
welches 1995 auf dem Ampato gefunden wurde. Juanita ist eines der
vielen Kinderopfer gewesen, welche die Inkas den Berggöttern
darbrachten. Der Nevado Ampato sollte unser nächstes Ziel sein. Wir informierten uns über diesen Berg beim peruanischen Bergführer Arcadio Mamani, der an den systematischen Suchen und Bergungen von Inkaopfern in großen Höhen beteiligt war. Er hat ein kleinen Laden in der Calle Jerusalén 400 AB2, in dem man Bergtouren organisieren kann. Wir haben uns bei ihm Ausrüstung geliehen und einen Jeep mit Fahrer gemietet, der uns am nächsten Tag in aller Frühe vom Hotel abholte. Der 6288 Meter hohe Vulkan Ampato liegt ca. 160 Kilometer nördlich von Arequipa in den Cordillera Volcanica. Nach vier Stunden Fahrt überwiegend über Schotterpisten durch |
einsames, vegitationsarmes
Gelände
gelangten wir auf eine Höhe von ca. 5000 Meter unterhalb der
Südseite des Ampato. Von dort ging es zu Fuß zum
Ausgangspunkt auf 5400 Meter, auf dem wir ein Zelt aufgeschlagen haben.
Am nächsten Morgen sollte es in aller Frühe auf den Ampato gehen. German und ich sind am nächsten Tag, nachdem wir ungefähr 400 Höhenmeter, teilweise hüfthohes Büßereis gequert hatten, auf 6000 Metern umgekehrt, weil wir total erschöpft waren. Axel hat es noch auf einen Nebengipfel geschafft. Der Hauptgipfel ist leider allen verschlossen geblieben. Wir sind östlich von Hauptgipfel in die Südflanke eingestiegen. Wenn wir eine andere Route gewählt hätten, wäre das Büßereis vielleicht nicht so problematisch gewesen. Grundsätzlich kann man sagen, dass Büßereis am Ende der Trockenzeit besonders stark entwickelt ist, denn am Anfang der Trockenzeit liegt noch mehr Schnee, welcher sich nach und nach verfestigt und teilweise zu Büßereis durch Sonne und Wind umgeformt wird. |
Mit
dem Jeep
fuhren wir nach dem Abstieg vom Ampato in das Bergdorf Chivay, welches
auf ca. 3600 Meter am östlichen Eingang des Colca-Canyons liegt,
welche auf Nordseite des Ampato liegt.
Schon auf der Herfahrt hatte Regen eingesetzt, ungewöhnlich
früh für diese Jahreszeit, wie uns Einheimische sagten. Wir
kamen mit der Absicht nach Chivay, um in der Colca-Schlucht das
morgendliche Starten der Kondore zu beobachten. Nachdem Fehlschlag am Ampato, konnte ich mich mit diesen Vorhaben jedoch nicht so recht anfreunden. Ich wollte noch mal einen 6000er versuchen. Vor allem wo in Peru die 6000er vor der Haustür liegen und ich noch keinen bestiegen hatte. |
German
zeigte kein Interesse. 6000 Meter am Ampato erreicht zu haben reichte
ihm. Axel äußerte zwar Interesse, wollte sich aber auch mit
seiner
Freundin Ina etwas zusammen unternehmen wollte, die an
Gipfelbesteigungen kein Interesse gehabt hatte. Ich hatte einen leichten nicht allzu hohen 6000er ins Kalkül gezogen. Es sollte der Vulkan Chachani mit 6075 Metern sein. Der Hausberg von Arequipa. Am nächsten Morgen begleiteten mich die anderen zum Busbahnhof von Chivay. Wir verabredeten, uns in dem gleichen Hotel in Arequipa wieder zu treffen. |
In
Arequipa nahm
ich sofort Kontakt mit Arcadio Mamani und seinen Leuten auf. Mit einem
seiner Mitarbeiter habe ich die Normalroute auf den Berg
durchgesprochen. Etwas später kam Arcadio Mamani hinzu, der grade
von einer Tour vom Chachani zurückkehrte. Er konnte mir so
aktuelle Informationen vom Berg geben. Die Wegbeschaffenheit am Berg sollte gut sein. Das Wetter war allerdings nicht ganz optimal. Daher riet er mir, möglichst früh zu gehen, denn Schlechtwetter setzt am Chachani-Massiv meist erst im Lauf des Tages ein. Chachani ist ein Wort aus der Quechua-Sprache und bedeutet Rock. Am nächsten Vormittag holte mich der Jeep ab. Wir brauchten nur knapp 3 Stunden über größtenteils Schotterpisten. Kurz bevor mich der Jeep auf ca. 5100 Meter etwas oberhalb des Camp de Alemania absetzte, sind uns Deutsche begegnet, die vom Berg herunterkamen. Außer mir sollte am nächsten Tag kein Mensch am Berg sein. Ich entscheidete mich gleich für das 2.Camp auf ca. 5300 Metern, da ich gut akklimatisiert war. Das 2.Camp liegt unterhalb eines Joches und ist daher recht stark den Jochwinden ausgesetzt. Die ganze Nacht zerrten und rüttelten kalte Winde am Zelt, so dass mir nur leidlich warm war. Bevor ich mich zur Nachtruhe begab, hatte ich den Weg zum Joch erkundet und setzte im Abstieg weitere Steinhaufen zu den vorhandenen hinzu, um am nächsten Morgen im Dunkeln besser den Weg hinauf zu finden. Die Nacht verbrachte in einem Rhythmus aus ein, zwei Stunden Schlaf und zwischendurch etwas Essen und Trinken. Ich war nicht mehr so nervös wie am Ampato, wo mir die Nervosität den Schlaf geraubt hatte. Ich war ganz im Handeln. Weder Psyche, noch Körper leisteten sich unangenehme Sondereinlagen. Alles war für den großen Sprung über die 6000 Metermarke bereit. Gegen vier war es soweit. Ein Kurzfrühstück, Umziehen, den Rucksack komplettiert und |
Aufbruch.
Der Wind war immer noch stark und böig,
hatte aber in der Nacht gedreht und wehte von Süden -der guten
Wetterseite. So funktioniert also das Wetter am Chachani, der eine
große Barriere für das schlechte Wetter aus Norden ist und
dafür mitsorgt, dass Arequipa oft schönes Wetter hat. Mit kalten Händen und Füßen setzte ich mich in Bewegung. Erst zum Joch hinauf und über dessen breiten Sattel auf die Südseite des ersten von zwei 5000er, mit Namen Angel und Fátima, welche ich auf dem Weg zum Chachani hinauf queren musste. Am Ende der ersten Querung ging es kurz hinab in die Einsattelung zwischen beiden 5000ern. Dieser Abstieg tat mir besonders leid, denn in der großen Höhe machen Gegenanstiege noch weniger Freude. Dann der zweite 5000er Fátima, auf dessen Südostflanke ich über festen, feinen Schotter rapide Höhe gewann. Büßereis kam nur selten vor, war dann nicht sonderlich hoch und war in Laufrichtung ausgerichtet. Der Trampelpfad Richtung Gipfel war zwar nicht sonderlich breit, aber recht gut zu erkennen. Vom zweiten 5000er setzte ich ohne großen Höhenverlust auf der Südost- Flanke des Chachani zum Gipfelsturm an. Gegen 9:00 Uhr stand ich zum ersten Mal auf einem 6000er, auf dessen Gipfel sich nicht ein, sondern gleich mehrere kleine Gipfelkreuze befinden. Ich fühlte mich angestrengt, aber gut. Hände und Füße waren inzwischen warm. Und ich wusste, dass der Rückweg mir keine Schwierigkeiten bereiten würde. Der Chachani ist zwar ein anstrengender Berg, aber auf der Normalroute ohne Gletscher und technische Schwierigkeiten. Nach zweieinhalb Stunden war ich zurück am Zelt, obwohl ich kurz vor dem Joch ein Stückchen des Weges verfehlt hatte. Bei einem dadurch begründeten kurzen Gegenanstieg, merkte die Anstrengung der letzten Stunden deutlich. Am Zelt ließ ich mir Zeit. Ich ruhte mich aus und baute anschließend in alle Ruhe das Zelt ab. Dann erst stieg ich zum Camp de Alemania ab, wo der Jeep auf mich wartete. |
Zurück
in
Arequipa traf ich mich am Abend mit den anderen im Hotel Regis. Am nächsten Tag, den letzten für German und mich in der weißen Stadt, hatten wir beide noch zwei Dinge zu erledigen. Zunächst wollten wir unsere Rückflüge bestätigen lassen. Nach einigem Hin und Her haben wir feststellen müssen, dass der gebuchte Rückflug von Arequipa nach Lima mit Lan Peru storniert worden war. Wir hatten uns daraufhin für den nächsten Flug nach Lima umbuchen lassen. Die Flüge nach Deutschland ließen sich problemlos bestätigen. Flugbestätigungen sind also angeraten. Hiernach sahen wir uns das Frauenkloster St.Catalina an, welches im Jahre 1579 gegründet wurde und eine Fläche von rund 25000 Quadratmetern umfasst. |
Eine
Stadt in der
Stadt mit einer
abwechslungsreichen Architektur, die von den Farben Terrakotta und Blau
dominiert wird, wobei die ursprünglich Weiß die
dominierenden Farbe war. An einigen Stellen meinte ich jedoch, immer
noch die klösterlich Atmosphäre von Stille und Kontemplation
zu
spüren. Das Kloster
öffnete sich für Besucher in den 70er Jahren. In dieser Zeit
wurde, auf Druck der Stadt, im Kloster erstmalig fließend Wasser
und Strom installiert. Eine über die
Jahre kleiner gewordene Anzahl von Nonnen lebt heute zurückgezogen
in einem kleinen, für die
Öffentlichkeit gesperrten Bereich des Klosters. Wie die Innenstadt von Arequipa gehört dieser sehenswerte Komplex zum Weltkulturerbe der UNESCO. |
Am frühen Morgen brachte ein Taxi German und mich zum Flughafen. Ina und Axel verließen mit uns zeitgleich das Hotel. Sie wollten mit dem Bus nach Nazca fahren, um die Landschaftszeichnungen des verschwundenen Volkes der Nazca zu besuchen. | Danach wollten beide die Küstenwüste hoch nach Lima, um eine Woche später ebenfalls nach Hause zu fliegen. Wir nahmen Abschied voneinander und einer schönen, gemeinsamen verbrachten Zeit. |
Am
frühen
Sonntagmorgen des 1.Oktober landeten German und ich nach rund vier
Wochen wieder in Lima. Zunächst ging es ins Hotel Espania, welches
uns schon bei der Ankunft beherbergt hatte. Dort buchte nur ich ein
Zimmer, da mein Flug erst am nächsten Tag ging. Bis zu Germans
Abflug am Abend blieb uns noch etwas Zeit, die wir nutzten, um uns das
interessante Museo
Nacional de Arquelogía, Antroplogía e Historia
anzusehen. Besonders interessant fanden wir den präkolumbianischen Bereich. Dort bekommt man einen guten Überblick über die verschiedenen präkolumbianischen Völker Perus und ihrer Kultur. Besonders betont wird dabei die kulturelle, teilweise stark aufeinander aufbauende Entwicklung der verschiedenen Kulturen Perus. Dies kann man gut an der Keramik beobachten, deren Elemente in verschiedenen in zeitlicher Abfolge stehenden Kulturen auftauchen, so z.B. an den doppelhalsigen Tonkannen. |
Vor meinem
Abflug am Montag hatte ich eine Führung im Museo del Tribunal de
la Inquisición mitgemacht. Dieses Museum befindet sich in einem
Gebäude neben dem Parlament. Dort hatte ab dem 16.Jahrhundert
für rund 250 Jahre die peruanische Inquisition ihren Sitz. Im
Vergleich zur spanischen Inquisition soll die peruanische, mit milderen
Verhörmethoden und deutlich weniger Hinrichtungen, harmloser
gewesen sein. Am spätem Nachmittag ging es auch für mich zurück nach Hause. Nach einem kleinen Durcheinander beim Checkin des Fluges Lima -> Madrid der Fluggesellschaft Iberia durch Doppelbelegungen ging es mit Verspätung Richtung Europa. Aus dem Fenster blickte ich noch ein letztes Mal auf das im trüben Wetter liegende Flughafengelände, bevor das Flugzeug in den niedrigen Schichtwolken verschwand, die Lima schon bei meiner Ankunft verhüllten. |