Allgäuer Alpen, 29.September bis 03.Oktober 2012


Nachdem wir die Karnischen Voralpen wegen beständig schlechtem Wetter verlassen hatten, sind wir in die östlichen Allgäuer Alpen gefahren. Ausgangsort dort war Hinterhornbach ca. 1000m.
Von hier aus starten wir in einen feuchten und kühlen Herbstmorgen. Es ging zunächst von Hinterhornbach durch das Hornbachtal. Mit dem 432er hoben wir vom Talboden ab und schraubten uns über die Faulewand in die Höhe.
Unterhalb der Schönecker-Scharte verliessen wir die Wolken. Die umliegenden Berge offenbarten sich - so auf dem Foto rechts der lange Rücken des Kreuzecks 2374m. Links daneben -etwas weiter weg- die östliche Krotten-Spitze 2553m und links daneben die Oefner-Spitze 2575m.
Im Sonnenschein ging es über die Scharte 2206m.

Nach dem Überschreiten der Schönecker-Scharte steigt man in das Baltschekar hinab. Dort trifft man auf den Enzensperger Weg, welcher das Kaufbeurer Haus 2005m mit der Hermann-von-Barth-Hütte 2129m verbindet.
Er wurde 1908 angelegt, 5 Jahren nachdem der Meteorologe und Bergsteiger. Josef Enzensperger -noch nicht einmal dreissigjährig- in der Antarktis ums Leben kam. Josef Enzensperger hatte sich um die Erschliessung der Allgäuer Alpen verdient gemacht.

Wir folgten dem Weg Richtung Süden, wo er unterhalb der Südostwände
der Wolfsebenerspitzen 2432m entlangführt. Deren Südausläufer überschreitend
gelangt man in das Wolfebnerkar zur Hermann-von-Barth-Hütte.
Auf der Hütte waren nur wenig Gäste, obwohl Wochenende gewesen ist, dafür aber Ende der Saison. Darunter ein paar Kletterer, welche die nähere Gegend nutzten.
So vor allem die Wolfebnerspitzen mit ihren vielfältigen Klettermöglichkeiten. Ein Kletterduo, ging aus dem westlichen angrenzenden Birgerkar über den passablen Südgrat auf die Marchspitze 2610m.
Außerdem waren noch Wanderer da, die sich mehr den weiteren Streckenmöglichkeit  widmeten, wie dem Enzensperger Weg. Diesen durchwanderte ich schon im Oktober 2010. Damals mit einem Wanderkollegen, der mittlerweile lieber im Mittelmeer surft. Den Bergen treu geblieben, genoß ich den Vorzug, in der zeitlosen Kulisse der Berge gedankliche Zeitsprünge in das Jahr 2010 zu unternehmen.
Am nächsten Tag ging es zum Großen Krottenkopf 2656m. Er ist der Größte der Allgäuer Alpen und Teil der Hornbachkette, auf welche wir uns auf dieser Tour beschränkten. Auf dem Foto ist die Ostseite des Großen Krottenkopfes aus dem Hermannskar zu sehen.
Auf den Südgrat des Großen Krottenkopfes gelangt man über die Krottenkopfscharte 2350m. Der Südgrat bietet an einigen Stellen leichteste Klettermöglichkeiten und kann zügig bewältigt werden.
Die Aussicht vom Gipfel des Großen Krottenkopfes bietet ein 360° Panorama. Kein größerer Berg in der Nähe, welcher die Sicht verstellt.
Auf dem Foto der Blick nach Nordosten, vorbei an der 
charakteristischen Bergform des Hochvogels 2592m
(rechts im Bild). Davor das wolkengefüllte Hornbachtal,
durch welches der Aufstieg am Vortag erfolgte.
Im Vorgergrund links die grasigen Rücken des Kreuzecks 2376m und dahinter des Rauhecks 2384m.
Ein für die Allgäuer Alpen typisches Bergpanorama, mit
höheren felsigen Gipfelgestalten aus Kalkgestein (oft Dolomit) und niedrigeren grasigen Rücken aus Flysch.


Am folgenden Tag hieß es früh morgens Abschied  nehmen von der  Hermann-von-Barth-Hütte.
Es ging auf dem Enzensberge Weg zunächst wieder
bis zum Abzweig zur Schönecker-Scharte. Ab dort
weiter Richtung Kaufbeurer Haus 2005m, im Urbeleskar
auf der Nordseite der Hornbachkette gelegen.
Eine gute Beschreibung des Enzensperger Wegs findet
man hier (auf Englisch).

Nach Süden der Blick zu den Lechtaler Alpen, über das wolkenverhangene Lechtal. In der Mitte des Bildes die blockförmigen Gipfel der Parseierspitze 3036m. Der einzige Dreitausender in den nördlichen Kalkalpen.
Blick aus dem Baltschekar auf die Ostwände der
Wolfebenerspitzen. Rechts der Einschnitt ist die Schönecker-Scharte.
Die Westwand der Rotwand 2262m mit dem davor liegenden Baltschesattel 2226m. Der Normalweg auf die Rotwand, deren Profil im Bild rechts zu sehen ist, steigt etwas außerhalb des unteren rechten Bildrandes über die Südseite auf. Diese Route weist an einigen Stellen leichteste Kletterstellen ( UIAA I ) auf.
Die Südseite der Bretterspitze 2609m vom Gliegerkar aus gesehen. Der Enzensperger Weg führt östlich (rechts) um den Berg herum, wobei zunächst - mit Drahtseilen teilweise versichert- an der Griesscharte 2262m vorbei gestiegen wird (auf dem Foto in den Wolken).
Links die Gliegerkarscharte 2486m, über welche bis Anfang der zwanziger Jahre der Enzensperger Weg führte. Dieser Wegteil wurde jedoch wegen seiner Gefährlichkeit aufgelassen und die östliche Umgehung der Bretterspitze gewählt ( siehe hier ).
Auf dem Gipfel der Bretterspitze, auf welcher das Kreuz nicht die höchste Stelle bezeichnet.
Nach dem Verlassen des Gipfels der Bretterspitze stiegen wir zunächst in das obere Urbeleskar ab. Hier nahmen wir den alten Weg zur Gliegerkarscharte. Auf ca. 2300m zweigt dieser mit Wegspuren vom neueren Enzensperger Weg nach Westen ab. Zunächst findet man einige Steinmandl und Steigspuren. Der Gipfel der Gliegerkarspitze präsentiert sich auf dem Foto mit dem Kreuz gekrönten und kleineren Ostgipfel 2551m und dahinter dem Hauptgipfel 2575m.
Weiter oben stecken noch die Stifte der ehemaligen Seilversicherung des alten Weges. Sie führen zur Gliegerkarscharte.
Kurz vor der Scharte wird in den Ostgrat der Gliegerkarspitze eingestiegen. Dieser ist an Stellen max. UIAA I+. Auf dem Foto zu sehen ist das Gipfelkreuz des Ostgipfels.
Vom Ostgipfel zeigt sich der Übergang zum Hauptgipfel wenig anziehend. Das Gestein soll von unterschiedlicher Qualität sein und im Bereich UIAA II+ liegen. Wir verzichteten auf den Hauptgipfel, drohen aber mit Seil und Helm bewehrt wiederzukehren.
Im Anflug des ersten Alpenglühens steigen wir zum Kaufbeurer Haus 2005m ab. Die Urbeleskarspitze 2632m - mit der ich schon im Oktober 2010 das angenehme Vergnügen hatte - fängt langsam -im Licht der zur Neige gehenden Sonne- zu leuchten an.
Irgendwann gehen auch die schönsten Wandertage zu Ende. So machen wir uns am folgenden Morgen - nach vier schönen Herbsttagen - wieder ins Tal auf.
Quellen:
Dieter Seibert und Heinz Groth "Allgäuer Alpen" Alpenvereinsführer Bergverlag Rother 1997
(Mittlerweile liegt neuere Literatur zu diesem Gebiet im Verlag vor.)
Wanderkarte UK L8 "Allgäuer Alpen" 1:50 000 Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern 2005
(Mittlerweile liegt eine neuere Karte im Landesamt vor. Sie hat einen anderen Blattschnitt und die Bezeichnung UK 50-47.)



Stand: April 2013




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