In den Südlichen Karnischen Alpen auf den Dolomitenhöhenwegen Nr. 6 (DHW6) und Nr.7 (DHW7) Die südlichen Karnischen Alpen liegen östlich der Dolomiten, südlich des Karnischen Hauptkammes, auf dem die Grenze zu Österreich verläuft. Im Osten grenzen sie an die Julischen Alpen und im Süden enden sie vor der oberitalienischen Tiefebene . In dieser Gebirgsgruppe sind deutlich weniger Menschen unterwegs als z.B. in den Dolomiten. So trägt der DHW 6 auch den Beinamen "Weg der Stille". Andere Bergsteiger und Wanderer als Italiener sind dort selten unterwegs und wenn, dann wohl eher auf den beiden dortigen Dolomitenhöhenwegen - dem 6er und 7er -. In den Hüttenbüchern -welche wir durchgesehen haben- überwiegen Italiener deutlich oder beim Suchen von Information über die Karnischen Alpen ohne direkten Bezug auf die DHW im Internet, gab es fast nur italienischsprachige Seiten. Je weiter man nach Süden gelangt, um so weltenferner wird es. Die Berge dieser Alpengruppe sind hierzulande weitgehend unbekannt. Wer kennt schon den Cima Dei Preti 2706 m ( höchster der südlichen Karnischen Alpen), den Monte Duranno 2668 m oder gar den Col Nudo 2472 m. Warum das so ist, wird wohl daran liegen, dass sich der Deutsche Alpenverein schon früher auf die eigenen, die österreichischen und ehemals österreichische Berggebiete konzentriert hat. Zudem gibt es in den Karnischen Alpen keine Gipfel, die über 3000m liegen. Bergsteiger sind leider schon immer etwas auf Höhenmeter fixiert gewesen. Wenn man etwas mehr Wert auf die Schönheit der Landschaft legt, dann ist man auch mit den Dolomiten gut bedient. Wieso soll man da noch weiter -über die Piave-, nur um eine Berglandschaft zu sehen, die oft an die Dolomiten erinnert. Denn auch dort ist vielerorts der Dolomit das gestaltgebende Gestein. Es gibt dort sogar einen Berg mit dem Namen des Entdeckers des Dolomitgesteins, den Col Dolomieu 1801m.Unterhalb liegt die gleichnamige Hütte, das Rifugio Dolomieu al Dolada 1492m. Diese Hütte ist eine der zwei Berghütten, welche am DHW7 liegen. 2009 waren wir dort zum ersten mal auf dem DHW6 unterwegs. Etwas länger als eine Woche ging es von Sappada bis Alpago. Dann zwang uns das Wetter aufzuhören. Der letzte Abschnitt bis Vittorio Veneto musste bis Oktober desselben Jahres warten - diese Tour beschreibe ich hier in ihrem Hauptteil. In den Südlichen Karnischen Alpen gibt es im Vergleich zu bekannteren Berggebieten weniger Unterkunftsmöglichkeiten für Bergsteiger und Wanderer. Je weiter man in den Süden kommt, umso mehr dünnt sich das Hüttennetz aus. Oft gibt es nur Biwakschachteln oder sogenannte Ricoveros. Letztere sind Selbstversorgerhütten, die meist in alten Almgebäuden eingerichtet wurden. Dies stellt einen vor besondere logistische Herausforderungen. Die Wege sind oft lang und ihr Zustand nicht immer gut. Dies wird im folgenden beispielhaft für einen Abschnitt der Alpago-Kette beschrieben. Grund für den Zustand der Bergwege, ist die eher geringe Benutzung und der Mangel an Menschen, die die Wege warten. Das letzte bestätigte auch der Hüttenwirt des Rifugios Fratelli De Gasperi, welches im Norden am DHW6 steht. Die Tour läuft zwischen den Orten Vittorio Veneto und Barcis. Fünft Tage dauerte die Tour. Fünf Tage Selbversorgung. Entsprechend schwer war das Gepäck. Die einzige Hütte auf unserem Weg ist schon geschlossen. Ansonsten gibt es nur Biwakschachteln oder Ricoveros. Für alle Fälle hatten wir Isomatten dabei. Geplant war im Bereich der Alpago-Kette zu dem Abschnitt des DHW6 zu gelangen, welchen wir schon im September begangen hatten. Sonntag 11.10.2009 Rifugio Citta di Vittorio Veneto Im Gegensatz zum ersten Mal ging es diesmal von Süden nach Norden. Startpunkt war der Ortsteil Serravalle der kleinen Stadt Vittorio Veneto, von der wir unsere erste und letzte Berghütte -das Rifugio Citta di Vittorio Veneto- auf dieser Tour in der Abenddämmerung erreichten. Im oberen Bereich des Weges gab es ab der Casera Taffarel Schwierigkeiten bei der Wegfindung, da die Wanderkarte [2] diesen Bereich nicht korrekt darstellt. Abgesehen vom schwindenden Tageslicht wurde das anfangs schöne Herbstwetter zusehens schlechter. Glücklich fanden wir den Winterraum des Rifugios Citta di Vittorio Veneto offen und mit Wein, Wasser und Brennholz gut ausgestattet. Da machte es auch nicht soviel, dass alles etwas heruntergekommen war. Das einzige Doppelstockbett hatte dreckige Matratzen, so daß wir auf Tische, Bänke und unsere Isomatten ausgewichen sind. Nach Hauleitner [1] hat das Rifugio Citta di Vittorio Veneto keinen Winterraum. Montag 12.10.2009 Rifugio Citta die Vittorio Veneto Die Hütte steht auf dem begrünten Südwestrücken des Monte Pizzoc unterhalb des 1565 m hohen Gipfels (befahrbar) gelegen. Diese Lage bietet einen großartigen Weit- und Tiefblick auf die oberitalienische Tiefebene bis hin zur Adria. Diesen gewährte uns das schlechte Wetter allerdings nur kurzfristig, wenn die Wolken aufrissen. Meist stürmte und regnete es und die Temperaturen sanken rapide. Dienstag 13.10.09 Casera Palantina Nach zwei Nächte klarte es auf und es ging bei kaltem aber sonnigem Wetter weiter. Auf dem Weg fanden sich immer wieder gefrorene Regenreste, die von dem gestrigen Wetter zeugten. Grundsätzlich sind auf dem DHW6 und DHW7 stabile und feste Bergschuhe zu empfehlen. Nimmt man zu leichte Bergschuhe, kann man sich diese ruinieren. So sind uns beiden im September -bei der ersten Begehung des DHW6- die Nähte leichter Bergschuhe geplatzt. Es geht auf diesem DHW häufig durch schwierigeres Gelände, als auf dem nächsten Foto zu sehen ist. Die Alpago-Kette ist die mit 2471 m (Col Nudo) erste höhere Formation, wenn man von Süden kommt. Südwestlich vorgelagert, befinden sich die Wiesen- und Almflächen der Großgemeinde Alpago. Diese Kette hatte wir im September über den Passo di Valbona überschritten, bevor wir mit einer Nächtigung im Albergo Beyrouth im kleinen Örtchen Torrès -östlich von Pieve di Alpago- den ersten Teil der Tour abschlossen. Über die Grate der Alpago-Kette führt ein großer Teil des DHW 7, der noch anspruchvoller als der DHW 6 ist. Da der DHW6 in diesem Gebiet, etwas langweilig - wenn auch entspannt - über Wiesen, Almen und durch Bergdörfer führt, hatten wir uns entschlossen, einen Abschnitt des DHW7 im Bereich der Alpago-Kette zu gehen. Zunächst ging es durch den großen Buchenwald der Cansiglio-Hochebene. Nach [1] der zweitgrößte, zusammenhängende Wald Italiens. Dort fanden wir im Wald sogar noch Pilze, welche die Abendmahlzeit bereicherten. Ein Problem auf dem DHW6 und DHW7 ist, besonders im Herbst und im Süden des DHW6, die geringe Anzahl der bewirtschafteten Unterkünfte. Hinzu kommt bei der Begehung der Alpago-Kette die Wasserarmut. Die letzte Möglichkeit Wasser zu nehmen, ist auf dem eingeschlagenen Weg der Flecken Canaie an der Landstraße nach Richtung Tambre [1] . Wenn man die komplette Alpago-Kette über den DHW7 überschreitet, wird das Wasserproblem noch größer, da man noch länger ohne Wasser-Zugang ist. Geplant waren 2 Übernachtungen in der Alpago-Kette. Auf der aufgelassenen Palantina-Alm gibt es die Möglichkeit, ein Notbiwak zu machen [1]. Die Casera besteht aus zwei Gebäuden. Eine geschlossene Hütte und eine offene, baufällige Scheune. In dieser ist es möglich -neben Baugeräten und -materialien- zu übernachten. Vielleicht soll die Scheune saniert werden. Dann wird es wohl nicht mehr die Möglichkeit geben, dort zu übernachten. Mittwoch 14.10. Freiluftbiwak im Val di Sass Zunächst ging es zum Rifugio Semenza 2020m, die einzige Hütte im Süden der Alpago-Kette. Diese Hütte ist im Oktober schon geschlossen. Sie hat keinen Winterraum, dafür steht aber in der Nähe die Biwakschachtel Lasté, welche gut in Schuß ist. Auf dem 923er und auf der Hütte trafen wir unverhofft dieWirtsleute des Rif. Semenza, die die Hütte für ein paar Tage öffnen wollten.Wanderer beabsichtigten dort zu übernachten und hatten sich mit den Wirtsleuten per Mail in Verbindung gesetzt. Nach einer kurzen Rast auf dem Rif. Semenza standen wir nach wenigen Minuten auf der Lastè-Scharte. Hier trennten wir uns vom DHW6 und setzen den Weg auf dem DHW7 fort. Übernachtungsziel des Tages sollte eigentlich die Biwakschachtel Pastòur sein, zu der [1] S.236 den Abstieg über die Forcella I Muri empfiehlt. Auf der Karte ist der Abstieg allerdings nicht eingezeichnet (siehe auf dem Kartenausschnitt weiter unten). Daher und um Zeit sparen, versuchten wir, über die Forcella Grava Piana das Bivacco zu erreichen. Eine weitere Verfolgung des DHW7 kam nicht in Frage, da das nächste Bivacco - das Toffolon - auf dem DHW7 zu weit entfernt war. Der einzige Gipfel, welcher zwischen dem Rif.Semenza und der Forc.Grava Pianina überschritten wurde, ist der Monte Pianina, die anderen Gipfel wurden umgangen. Bei dem Versuch den Monte Sestier über eine östlich zum Gipfel laufende Rinne zu besteigen, wurde mein vorher abgestellter Rucksack durch Steinschlag mitgerissen und stürzte ca. 50 Meter in die Tiefe. Beim Aufstieg brachten wir Steine ins Rollen, welche den Rucksack mit sich fortrissen. Die Bergung dauerte fast eine Stunde. Dabei ging es über heikles und steiles Schroffengelände. Beim Absturz sind u.a. Taillengurtschnalle und zwei Trinkflaschen zerstört worden. Der Rucksack war aber ansonsten noch tragfähig. Die Lehre aus diesem Vorfall: Lege niemals Ausrüstung in einemBereich ab, der Steinschlag-gefährdet ist. Auch beim DHW6 halten sich die Gelegenheiten, Gipfel zu besteigen, aufgrund der geringen Übernachtungsmöglichkeiten (besonders im Süden) und großen Distanzen zwischen diesen, in Grenzen - vor allem, wenn die Hütten geschlossen sind. Die Wegesituation im Oktober 2009 stellte sich auf der [2] wie folgt dar: Von Süden kommend, suchten wir erfolglos nach dem Abzweig zum Verbindungsweg über die Forc. Basse zum Bivacco Pastòur unterhalb der Forc. Grava Piana. Wir entschieden uns nach längerer Suche, aufgrund von Wassermangel und der nächtlichen Kälte - vor allem in der Höhe - auf dem 972er ins Val di Sass abzusteigen, Dieser Wanderweg ist steil, im oberen Teil teilweise zugewuchert und an zwei, drei Stellen schwierig zu finden, trotz relativ frischer Markierungen. Startpunkt dieses Wanderweges liegt im Tal am Lago di Bàrcis, nahe des gleichnamigen Ortes. Auf der Forc. Grava Piana steht ein Wanderschild mit einer Zeitangabe zum Erreichen des Ortes Bàrcis, welche eigentlich nur von einem Paragleiter unterboten werden kann. Im steilen Buchenwaldhängen des oberen Val di Sass fanden wir nahe eines Baches und direkt am Weg eine kleine flache Mulde zum biwakieren (sieheauf Karte). Dies war ein glücklicher Umstand, da wir schon recht müde waren und es gegen 20:00 schon dunkel gewesen ist. Donnerstag 15.10. Bivacco Pastòur Am nächsten Tag wollten wir nochmal versuchen, das Bivacco Pastòur zu erreichen. Diesmal allerdings vom Tal aus. Hierfür stiegen wir zur Pian dei Tass ab, vorbei am Agriturismo Pian dei Tass. Die Agriturismo sind eine Art Jausenstation, auf welchen man etwas zu Essen kaufen kann. Nähere Hinweise hierzu finden sich in [1]. Angenehm steigt es sich auf dem schmalen, gut angelegten Bergpfad des 978er. Ein Konstrastprogramm zu dem gestrigen Abstieg über den verwilderten 972er. Auf dem obigen Foto zu sehen ist der letzte Abschnitte der gestrigen Route über den verwilderten 972, bis zur Übernachtungsstelle und dem letzten Abschnitt der heutigen Wanderung zum Bivacco Pastòur. bezeichnet den von [1] angebenen Abstiegpunkt vom DHW7 zum Bivacco; die ungefähre Lage von alten Wegmarkierungen für den Weg zwischen Bivacco und Monte Paster 2067m bzw. DHW7 (siehe obigen Kartenausschnitt und Beschreibung der Wegsuche am nächsten Tag). Das obige Foto zeigt Lawinenspuren im Bereich des Val Del Tasseit wo der 987er und 987a sich treffen. Hier sollen -laut dem Beitrag eines italienischen Internet-Forums- noch im Juni 2009 Reste einer großen Schneelawine gelegen haben. In Anbetracht der südlichen Lage und der geringen Höhe der umliegenden Berge ein besonderer Umstand, welchen die großen Schneemassen im Winter 2008/2009 verursacht haben. Die Stelle auf dem obigen Foto ist im Kartenausschnitt mit markiert. Eigentlich wollten wir diesen Weg nach einer Übernachtung im Bivacco Pastòur nehmen, um zu dem Abschnitt des DHW6 aufzuschliessen, den wir schon im September begangen hatten. Vielleicht ist der 980er auch ein Opfer des letzten, schneereichen Winters 2008/2009 geworden. Schon auf dem DHW6 im September gab es einige Wegabschnitte mit umgebogenen und umgeknickten Bäumen, die das Fortkommen und die Orientierung erschwerten. Damit kam nur noch ein Abstieg durch das Val Prescudin als sichere Variante in Frage. Auf dem Foto sichtbar ist das Berggebiet der südlichen Karnischen Alpen, durch welches der DHW6 läuft. Rechts die steilen Schrofen und Geröllhänge in denen ich am nächsten Morgen den Verbindungsweg zum 972er und den direkten Verbindungsweg zum DHW7 suchte. Im Hüttenbuch des Bivaccos gibt es Einträge, in denen sich andere auch über Schwierigkeiten, die Wege zu finden, äußern. Nur bei dem direkten Verbindungsweg fand ich alte Farbmarkierungen an Felsen . Freitag 16.Oktober Albergo Beyrouth Morgens querte ich aus Neugier weglos in ungefährer Richtung des direkten Verbindungsweges zwischen Bivacco Pastòur und DHW7 bzw. zum Monte Paster in das steile Gelände vom Bivacco zu den Felsen, welche den obersten Talschluss des Val del Tasseit bilden. Wir hatten zwar beschlossen, wieder abzusteigen, aber es interessierte uns, ob noch Wegmarkierungen zu finden seien. Hinter der Biwakschachtel ist das Gelände verbuscht. In diesem Bereich, direkt im Rücken der Schachtel, lässt sich ein ehemaliger Pfad erahnen. In den Schrofen und im Geröll sind keine Markierungen, Steinmandl oder Pfadspuren zu sehen. Laut Karte von 2007 soll sich hier ein markierter Steig befinden. Erst unmittelbar an den Felsen sind alte Farbmarkierungen zu sehen. Auf dem Foto unten sieht man außer den Felsen mit den Farbmarken, im Hintergrund auf dem begrünten Absatz klein das Bivacco Pastòur. Schaut man von dieser Stelle Richtung Felsen aufwärts, so erblickt man eine Rinne, die in einem Rechtsbogen nach oben führt. Auch in dieser Rinne ist eine Markierung zu erkennen. Ob wir doch den Durchstieg zum DHW7 versuchen sollten. Aber wir hatten diese Idee vorerst verworfen, da kaum noch Essen und Wasser vorhanden war. Hinzu kam, dass man in diesem steilen, weglosen Gelände mit schwerem Gepäck recht langsam ist. Von dem Verbindungsweg zum 972 war in Geröll und Schrofen ebenfalls nichts zu sehen. Vielleicht muss man auch für diesen Weg an die Felsen, um Markierungen zu entdecken. Aber die Zeit war zu knapp, um auch den südöstlichen Felsrand (siehe nächstes Foto) zu untersuchen. Zurück am Bivacco packten wir unsere Sachen und machten uns Richtung Barcis auf. Die Biwakschachtel ist ramponiert und eine wenig verbogen. Die Tür bekommt man nur mit einem Hammer auf, der vor der Tür liegt. Über dem Eingang findet man innen eine Inventarliste, die aus den 80er Jahren stammt. Es ist wahrscheinlich die Zeit, in welcher die Biwakschachtel aufgestellt worden ist. Über das Val de Tasseit und das Val Prescudin stiegen wir ab. Um auf die Straße nach Cimolais zu kommen, überquerten wir den Fluß Cellina. Auf der Straße nahm uns per Anhalter ein Mitarbeiter der ortsansässigen Bergwacht nach Cimolais mit. Diesen Ort passierten wir schon im September. Von dort fuhren wir mit dem Bus nach Longarone, wo wir den Zug nach Vittorio Veneto nahmen. Ab hier ging es mit dem Auto zum Albergo Beyrouth in Torrès. Dort war man überrascht, so spät am Abend noch Gäste zu sehen. Vorherige telefonische Anmeldungen sind erwünscht. Fazit der Tour: Trotz der Schwierigkeiten mit einigen Wegen sehr schöne Tour in großartiger, einsamer Landschaft. Gutes Gebiet für weitere Touren. |