Karnische Voralpen (Alta Via Numero 7), 18.-29. September 2012


Der Dolomitenhöhenweg Nummer 7 (DHW7) liegt im Süden der Karnischen Voralpen. Er ist einer der schwierigsten der zehn Dolomitenhöhenwege .
Dies jedoch nur dort, wo der östlichen Abschnitt durch die Alpago-Kette läuft. Die übrigen Strecken und die westliche Hälfte zwischen Belluno und dem an der Piave gelegenen Örtchen Segusino ist er vergleichsweise leicht. Zu den technischen Schwierigkeiten des östlichen Abschnittes kommt noch der Umstand, dass es nur zwei Hütten gibt. Eine an einem südwestlichen Ende und eine am östlichen Ende des Weges der Alpago-Kette. Es ist das Rifugio Dolomieu al Dolada 1484m oberhalb des Ortes Pieve d'Alpago, am westlichen Ende der Alpago-Kette, sowie in deren östlichen Bereich gelegen, das Rifugio Semenza 2020m. Dazwischen gibt es nur ein Ricovero Naturale unterhalb des Passo di Valbona 2130m und die Biwackschachtel Alessio Toffolon 1990m nordwestlich des Monte Messer 2230m, über dessen Gipfel der DHW7 läuft . Zwischen diesen Übernachtungsmöglichkeiten liegen lange Tagesstrecken.
Zwischen den  Hütten gibt es auf dem DHW7 keine Quellen oder Bäche, denn es geht meist über Grate oder durch karge Kare. Im Ricovero Naturale wird Wasser gesammelt, welches von der Höhlendecke tropft; an der Biwackschachtel gibt es Regenwasser in Kanistern. Für unseren nächsten Versuch werden wir daher vorher Depots anlegen, um das Gewicht von Wasser, Nahrungsmitteln und Ausrüstungsgegenständen, welche nur zeitweise benötigt werden, zu reduzieren.

Vom DHW6 bietet sich über das südliche Seeufer des Lago di Santa Croce hinweg ein Blick auf den Hauptabschnitt der Alpago-Kette, durch die der schwierige Teil der DHW7 läuft.
Am nordöstlichen Seeufer (im Foto rechts) liegt die Ortschaft Farra d'Alpago ca. 400m. Farra ist der östliche Startpunkt oder Endpunkt des DHW7. Wir konzentierten uns jedoch bei diesem Versuch ganz auf die Alpago-Kette und starteten an deren Rand.
Fast durch die schattige Berglehne am rechten Bildrand verdeckt, liegt der äußerste nördliche Rand der Hochebene des Naturparks Cansiglio. Die Landschaft des Naturparks setzt sich aus großen Buchenwäldern  und Almen zusammen, die oft über 1000 Meter liegen. Im 2.Weltkrieg war das Cansiglio Rückzugsgebiet für  italienische Partisanen, welche gegen die faschistische Wehrmacht kämpften - Besetzung Norditaliens ab 1943.

Gestartet sind wir vom Parkplatz beim Rifugio Carotta. 1002m. Erste Pause war beim Rifugio Dolada 1484m (siehe Foto) . Die Hütte war zwar noch besetzt, aber nicht mehr geöffnet, da die Herbstsaison hier schon vorbei war.
Auf dem Foto sieht man hinter der Hütte den Col Nudo 2471m stehen. Hinter der Einsattelung rechts vom Gipfel liegt ungefähr das Ricovero Naturale und damit das Ende der ersten Tagesetappe.
Über die Forcella Dolada 1739m erreichten wir den Grat der südwestlichen Alpago-Kette. Der höchste Punkt dieses Grasgrates ist der Col Mat 1981m (siehe Foto). Die teilweise scharfe Gratschneite wird nur hin und wieder verlassen. An solchen Stellen gibt es auch kurze und felsige Abschnitte, die manchmal in leichter Kletterei zu nehmen sind.
Im Hintergrund der breite Rücken des Col Nudo 2471m und rechts der Cima Valar 2302m oberhalb der Forcella Bassa dietro il Teverone 1909m. Über diese Scharte führt der DHW7 auf die Rückseite des Cima Valar und des in den Wolken liegenden unmittelbar anschließenden Monte Teverone2345m.
Der Gratverlauf bietet grandiose Tiefblicke und Aussichten, so z.B. in die westlich gelegenen Dolomiten, welche geologisch mit den Karnischen Voralpen verwandt sind, geographisch jedoch eine eigene Gebirgsgruppe bilden.
Auf dem Foto Blick zurück zum Col Mat 1991m mit seinem Nordgrat, über den der DHW7 zusammen mit einer Variante des DHW6 läuft.
Übernachtet wurde im Ricovero Naturale unterhalb des Passo di Valbona. Die Grotte ist ausgeschildert und schnell vom Pas erreichbar. Sie hat einen mit Holz verkleideten Liegeplatz und ist durch Mauern, einer Pforte und einem Geländer gegen das Eindringen von Gemsen gesichert.
Am nächsten Morgen ging es über die Forcella Bassa dietro il Teverone 1909m in den Klettersteig Rino Costacurta. Dieser Klettersteig wird in der Tabacco-Karte [1] nur als Sentiero Attrezzata bezeichnet. Unseres Erachtens ist dieser Klettersteig jedoch schwieriger als ein versicherter Steig. Aus Gründen der Gewichtersparnis haben wir auf ein Klettersteigset verzichtet. Beim nächsten Mal werden wir jedoch auf alle Fälle ein solches mitnehmen, da dieser Klettersteig verschiedene schwierige Passagen hat. Die schräge Rampe auf dem Foto gehört eher zu den mittelschweren Abschnitten.
Nach dem Absolvieren des Klettersteiges gelangten wir über den Monte Fagoreit 2094m auf den westlichen Gratabschnitt der Rocce Bianche. Dieser ist deutlich leichter als der Klettersteig und führt zunächst über grasige Grate Richtung Osten. Hin und wieder weicht man vom Grat in die Flanken, wie im Foto. Der Weg ist auf dem Foto nicht zu erkennen aber in Natura deutlich zu sehen. Auch wurden in den letzten Jahren neue Markierungen in den vorangegangenen Abschnitten angebracht, welche die Wegfindung deutlich erleichtern. In der Rinne im Foto hatte ich das Pech, bei dem linken Ausstieg auf einen lockeren Stein zu steigen. Ich verlor den Halt und kippte nach hinten weg. Nachdem ich mich zwei, dreinmal  überschlagen hatte, gelang es mir anzuhalten. Dabei holte ich mir eine Platzwunde am Kopf. Sicherheitshalber sind wir damals abgestiegen, um die Wunde versorgen zu lassen.
Der Abstieg erfolgte durch das Venal di Funes über die Casera Crosetta 1156m. Von dieser auf Wirtschaftswegen zurück zum Parkplatz am Rifugio Carotta. Von hier fuhren wir in das Krankenhaus in Belluno, wo die Platzwunde genäht wurde, die mittlerweile gut verheilt ist. Das in den folgenden Tagen sich verschlechternde Wetter ließ eine Fortsetzung der Tour nicht zu, da für den schweren Abschnitt des DHW7 nur mehrtägiges bestes Wetter in Frage kommt.
Als Übernachtungsort wählten wir u.a. den empfehlenswerten Campingplatz Sarathei in Farra d'Alpago. Der Campingplatz liegt malerisch am Nordufer des Lago di Santa Croce, welche schon eingangs zu sehen war.
Die Gegend eignet sich auch für verschiedene kurze Tagestouren bei trübem Wetter. So z.B. an den Nordrand des Cansiglio, welcher südlich von Sant' Anna beginnt. Dort findet man an der Straße zum Weiler Canaie eine Schautafel auf der rechten Straßenseite, welche über die Siedlungen der Zimbern im Cansiglio informiert.
Die Zimbern wanderten im Mittelalter nach Norditalien (Regionen Venetien und Trentino-Südtirol) u.a. aus Bayern und dem Lechtal im Tirol ein. Sie brachten ihre bayrische Mundart, das Zimbrische, mit, welche jedoch heute so gut wie verschwunden ist. Nach anfänglicher Gewährung von Autonomierechten wurden diese im 19.Jahrhundert immer mehr beschnitten ( siehe ) und die Zimbern einem immer größeren Anpassungsdruck ausgesetzt. Dieser fand seinen Gipfelpunkt im 1.Weltkrieg und in der nachfolgenden Zeit des italienischen Faschismus. So wurde die Benutzung des Zimbrischen im öffentlichen und sogar im privatenBereich unter Strafe verbote.
Nach mehrtätigem meteorologischem Pech gab es einen guten Tag den wir nutzen wollten, um den DHW7 ab der Abbruchstelle wenigstens ein Stück fortzusetzen. Also fuhren wir zurück zur Casera Crosetta (siehe Foto) und stiegen von hier aus wieder auf, diesmal mit Helm.
Der Aufstieg aus dem Venal di Funes vorbei am Col Fontana 1670m gestaltete sich mühselig und kraftraubend.
Nach ca. 3 Stunden erreichten wir den Monte Fagoreit, der mehr ein grasiger Buckel auf dem Grat der Rocce Bianche denn ein Berg ist.
 
Die Zeiten auf den Schildern sind übrigens mit Vorsicht zu geniessen. So steht auf einem Schild am Monte Fagoreit 2 Stunden bis zum Crep Nudo 2207m (siehe Foto). Wir haben abzüglich Pausen mindestens 3 Stunden mit leichten Tagesrucksäcken gebraucht und dies war kein Einzelfall. Aber vielleicht verstehen sich die Informanten der Schilderaufsteller mehr auf Joggen denn auf das Bergwandern.
Im Foto der Abstieg vom Monte Crepon 2107m - der letzte Gratgipfel vor dem Crep Nudo - wenn man von Westen kommt. Der Abstieg ist teilweise durch ein altes rostiges Stahlseil "gesichert".
Umfassende Rundsicht bietet der Gipfel des Crep Nudo, so z.B. im Foto nach Nordwest über das Piave-Tal hin zu den Dolomiten und weiter bis zu den schneebedeckten Gipfeln des Alpenhauptkammes.
Nach dem Abstieg vom Crep Nudo 2107m zurück zur Casera Crosetta 1156m, fuhren wir am nächsten Tag bei strömendem Regen ab.
Nächstes Ziel war der Alpennordrand, wo das Wetter besser war.





Quellen:
Franz Hauleitner "Dolomiten Höhenwege 4-7" Bergverlag Rother 2012
Wanderkarte 12 "Alpago - Cansiglio - Piancavallo - Valcellina" 1:25 000 Casa Editrice Tabacco 2007



Stand: April 2013




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