Rekong Peo -> Kalpa 04.-07.09.2010
Die Busfahrt von Rekong Peo nach Kalpa dauerte ungefähr eine halbe
Stunde. Dort angekommen, begrüßte uns leichter Regen. Doch
der Monsun war hier -auf der Regen zugewandten Seite- am abklingen und
nicht zu vergleichen mit den starken Regenfällen in Delhi und
Manali vor 3 Wochen.
Kalpa ist ein kleiner Ort, der sich - wie Rekong Peo - über
mehrere Höhenmeter erstreckt. Im Gegenteil zur Hauptstadt von
Kinnaur ist Kalpa wesentlich idyllischer und hat Atmosphäre. Auch
Inder nutzen diesen Ort als Urlaubsziel. Wir hatten das Glück,
nicht in der Hauptreisezeit, welche außerhalb der Regenzeit
liegt, dort zu sein. Der Ort war relativ leer und nur wenige Touristen
-meist Inder- waren anwesend.
Die meisten Hotels und Guesthouses sind im
oberen Ortsteil angesiedelt. Dort finden sich weniger traditionelle
Gebäude ( siehe Foto ).
Abgestiegen wurde im Hotel Shivalik. Dort bezahlten wir für ein
Doppelzimmer mit Dusche und Balkon mit Bergblick 500 Rupien nach
Verhandlungen. Der Mitarbeiter des Hotels versicherte glaubwürdig,
dass er dieses Zimmer in der Hauptsaison ohne Probleme für
über 1000 Rupien vermieten könne.
Auf einem abendlichen Spaziergang trafen wir Nikolai wieder, der auf
der gleichen Strecke mit dem Motorrad von Kaza angereist war.
Andere Touristen an verschiedenen Orten wieder zu treffen ist in
Urlaubsgebieten wie z.B. Himachal Pradesh nichts ungewöhnliches.
Die meisten folgen einer beschränkten Anzahl von Wegen zu den
touristisch interessanten Orten.
Spaziergänge in Kalpa sind alle male
lohnend. So gibt es Fußwege, die durch Gärten und
Anpflanzungen führen. Sie sind teilweise wie Alleen mit kleinen
Bäumen gesäumt. Oft läuft ein kleiner Bach
längsseits. Das Klima im September ist zwar noch etwas feucht aber
angenehm mild.
Die Anpflanzungen sind meist keine
Monokulturen. So finden sich Maisfelder, in denen Apfelbäume
stehen. Dies bedeutet natürlich mehr Handarbeit als ein reines
Maisfeld, welches man maschinell bewirtschaften könnte. Aber der
Anteil der Handarbeit ist in Indien auch in der Landwirtschaft sehr
hoch.
Man kommt an Häusern vorbei, die
architektonisch einfallsreich und reizvoll wirken. Auf dem Foto ist ein
Gebäude neueren Datums zu sehen. Hier wurde von der tradionellen
konkaven Dachform abgewichen ( siehe erstes Foto auf dieser Seite ) und
man hatte mehr Steine verwendet.
Kalpa
05.09.2010
An diesem Tag brachen wir gegen 8:30 Uhr zur ersten von zwei
Wanderungen in der
Umgebung von Kalpa auf. Wir folgten der Straße, an welcher das
Hotel Shivalik liegt, nach Westen. Zunächst geht sie an
Anpflanzungen, einigen Hotels mit großen Grundstücken
vorbei. Dann hört der Ort auf und man passiert einen Zeltplatz,
dessen Areal sich beidseitig der Straße erstreckt. Nun kommt ein
kleiner Ort in Sicht. Die Straße wird immer schlechter. Bis kurz
hinter dem Ort verkehrt noch ein Bus. Dann wird die Straße
für Fahrzeuge unpassierbar und man ist mitten in einer Bergwelt,
die nach unten durch vereinzelte Felder unterbrochen wird, welche an
steilen Hängen liegen. Nach oben findet sich kein Pfad. So bleibt
man überwiegend auf einer Höhe von cirka 2800 Metern. Nach
vielleicht vier Stunden kann man tief unten auf der anderen Talseite
einen riesigen Betonkomplex erkennen, welcher sich vom Talgrund etliche
Meter den Hang aufwärts gefressen hat. Bei der in den
nächsten Tagen folgenden Busfahrt, sah man, dass es sich bei
dem Betonkomplex um ein Wasserkraftwerk handeln musste.
Die Kiefern fallen durch die dachartigen
Anordnungen ihrer Äste auf. Sie erinnern in ihrer Form an
Bonsaibäume.
Ein großer Betonkomplex, dessen Sockel
unsichtbar tief im Tal liegt. In Sichtweite dieser Anlage
-ungefähr bei Punkt N 31°30'30,4'' E 78°11'38,5''- traten
wir den Rückweg unserer Wanderung an.
Vorbei an Anpflanzungen auf
Trockenmauerterrassen folgten wir der alten Straße wieder
zurück nach Kalpa.
Der Abend spendete gutes Licht und für
den Ausklang des Monsuns wenig Wolken. Vom Balkon aus konnte man den
Kinnaur Kailash und den Shivling sehen (auf dem Foto links in Wolken
gehüllt).
Unten liegt der alte Ortsteil von Kalpa. Das orange, quadratische
Doppeldach gehört dem buddistischen Tempel.
In diesem Teil Himachal Pradeshs mischen sich die hinduistische und
buddhistische Religion.
So sind Tempel beider Religionen in diesem Ort angesiedelt.
Für den Hinduismus und den Buddhismus
wichtigster Berg ist der 6500m hohe Kinnaur Kailash. Um diesen Berg
gibt es einen Pilgerpfad, auf dem man den Berg im großen Rund
umkreisen kann. Besonderes religiöses Highlight ist der auf 4738m
gelegene Shivling. Die ca. 30m hohe Steinsäule steht an den
Hängen des Kinnaur Kailash. An ihrer Basis befindet sich ein
Altar. Mit diesem wird die hinduistische Gottheit Shiva geehrt.
Kalpa 06.09.2010
Früh war ich aufgebrochen, um im Morgendunst einen
Spaziergang in
der Nähe des Hotels zu machen. Der Ort wachte langsam auf. Einige
Menschen waren zur Arbeit unterwegs. Andere schleppten schon
Betonsäcke zu einer Baustelle hoch am Hang, die nicht an der
Straße lag.
Zunächst ging es hinunter in den
Ortskern.
Dann wieder hinauf in Richtung Osten, entlang
der Straße, an welcher auch das Shivalik Hotel liegt.
Dabei kam ich an einer für Indien
typischen Kabelinstallation vorbei. Zwischen zwei Telefonmasten hing in
erreichbarer Höhe ein verknotetes Telefonkabel, dessen Litzen per
Hand miteinander verdrillt waren. Das Ganze befindet sich nicht auf
einem Privatgelände oder in einem Baustellenbereich, sondern -ganz
offiziell- neben der Straße.
Ähnlich -wenn auch nicht ganz so schlimm- verhält es sich mit
dem Stromnetz. Es wundert daher nicht, dass es oft zu
Stromausfällen kommt. Diese Ausfälle sind
höchstwahrscheinlich nicht auf Leistungsengpässe
zurückzuführen, denn in den letzten Jahren wurden in Himachal
Pradesh viele Wasserkraftwerke gebaut. Der Grund für die
Ausfälle wird wohl eher das schlechte Stromnetz sein.
Oberhalb des Hotels Shivalik liegt in ca. 10
Minuten Entfernung ein hinduistischer Tempel, welcher den Schlangen
gewidmet ist. Den genauen Fußweg kann das Hotelpersonal
erklären. Leider war dieser Tempel geschlossen. Ich hatte es zu
zwei unterschiedlichen Tageszeiten versucht.
Neben Apfelbäumen gibt es in der
Umgebung von Kalpa auch Aprikosenbäume. Die Früchte werden
unter freiem Himmel mit Kernen getrocknet.
Was Europäern vielleicht abenteuerlich
vorkommt, ist in vielen Teilen Asiens -nicht nur in Indien- beim
Hausbau normal. Für die Baugerüste wird Bambus verwendet. Die
Stangen werden dabei lässig miteinander durch Seile verbunden
(siehe Detailausschnitt im Foto). Die gute vertikale Stabilität
und Elastizität von Bambus bei seitlich angreifenden Kräften
ermöglicht den Einsatz über viele Stockwerke.
Später am Tag besuchten wir
zunächst den Park Van Vihar, welcher im oberen Teil von Kalpa an
der Old H. T. Road liegt. Diesen am Hang gelegenen Park durchziehen
verschiedene Fußwege, die zu Aussichtspunkten, Sitzgruppen und
einem kleinen Kinderspielplatz führen. Alles etwas runtergekommen.
Die Bepflanzung besteht aus heimischen Büschen und Bäumen. Am
Haupteingang befindet sich ein Übersichtsplan vom Park. Auf diesem
sieht man, dass es einen "Way to Track" gibt, der rechts oben aus den
Park in die Berglandschaft oberhalb von Kalpa führt. Wir folgten
diesem Weg, zur zweiten Wanderung in der Umgebung von Kalpa. Der Weg
führt aus dem Park und wird immer steiler und
schmaler. In einiger Entfernung kommt man an einer Alm vorbei.
Am Punkt N 31°32'48.3'' E 78°14'43.2'' auf 3200 Metern wurde
gerastet und danach zurückgegangen.
Von dem Rast- und Umkehrpunkt hat man eine
gute Aussicht
in das Tal, in welchem Kalpa und Rekong Peo liegen, sowie auf die
gegenüberliegenden Berge. In der Nähe die Alm,
auf der Terrassenbau betrieben wird. Auf dem Foto ist ein neu
angelegtes oder aufbereitetes Terrassenfeld zu sehen.
Einige Grundstücke in Kalpa haben ein
Eingangstor, welches mit schöner, traditioneller Holzschnitzerei
verziert ist.
Kaza -> Rekong Peo 03.-04.09.2010
Kalpa -> Shimla
07.-09.09.2010
|