Dolomiten 4.Teil, 20. bis 21.Juli 2012
Als letzte Bergtour ging es auf den Col di Lana 2452m. Wir
fuhren vom Camping Sass Dlacia über den Falzarego-Pass und
Richtung Süden nach Pieve di Livinallongo (ladinisch La
Plie' da Fodom, deutsch Buchenstein). Von diesem Ort kann
man sich dem Berg aus Richtung Süden
nähern. Süden und Osten waren die Hauptrichtungen, aus der
die
italienische Armee angegriff. Die ersten schweren Kämpfe
fanden vom 15. bis 17.Juli 1915 statt[2 S. 460]. Am 18.
April 1916 -dem Tag der entgültigen Eroberung des Berges
durch die italienische Armee- endeten sie. Vorausgegangen
waren schweres Trommelfeuer der italienischen
Artillerie und die Zündung einer großen Mine unter den k.u.k
Gipfelstellungen. Ein Durchbruch gelangte der italienischen
Armee jedoch nicht,
da die k.u.k. Truppen sich nach der Sprengung des Col di
Lana Gipfels auf dem benachbarten Cima Sief 2424m
halten konnnten. In den 10 Monate dauernden Kämpfen verlor
die italienische
ca. 6400 und die k.u.k. Armee ca. 1800 Soldaten [2 S.460]
-die Verletzen und Gefangenen nicht gerechnet. Aufgrund der
hohen Verluste bekam der Berg die Beinamen Kalvarienberg
oder Col di
Sangue. |
Zunächst ging es ab
dem Parkplatz auf dem Wanderweg "El Teriol Ladin" nach
Nordwesten um dann Richtung Gipfel des Col di Lana
abzuweichen. Beim Abstieg über den Ostgrat sind wir bei
Ciampló auf den "El Teriol Ladin" zum Parkplatz zurück. |
Mit dabei waren
Kerstins Vater, Christian und Kerstin. |
Vorbei ging es am
aufgelassenen Rifugio Alpino Pian Della Lasta 1835m. Auf der
Malga Lasta stand schwere italienische Artillerie, so z.B.
die Kanone 149A ( siehe hier
Foto 28). |
Hinauf zum breiten
Südostgrat des Col di Lana und über diesen zum Gipfel (im
Foto dunkel hinten). |
Neben Resten von
Schützengräben und Stellungen, gab es auf dem Süd- und
Ostgrat Eingänge von Stollen. Die Stollen dienten unter
anderem der Deckung und dazu, Minen unter die gegnerischen
Stellungen zu legen, so z.B. für die große italienische Mine
(50000 kg) die in der Nacht vom 17. auf den 18.April zur
Explosion gebracht wurde ( Augenzeugenbericht
). Dem Foto kann man entnehmen, dass das Gestein, aus welchem der Berg besteht, kein Dolomit ist. Es handelt sich um vulkanisches Ergussgestein. |
Die Flanken und Grate
des Col di Lana bieten wenig natürliche Deckungen. Trotzdem
wurden tausende Soldaten zum Sturm auf den Gipfel
hinaufgetrieben, von denen besonders viele durch MG-Feuer
starben. Auch an anderen Frontabschnitten des 1.Weltkriegs
war das MG eine der tödlichsten Waffen. Oft wurden im
1.Weltkrieg die überholte Angriffstrategie des Sturms von
rückständigen Offizierenen gepflegt. Die eingesetzten
Soldaten waren oft chancenlos. So schoß das
österreichisch-ungarische MG "Schwarzlose"
07/12 mit bis zu 500 Schuß pro Minute. Die Feuerkraft war
also enorm. Hatte man ein MG in guter Stellung vor einem
Gelände ohne ausreichende Deckungen, so war es
heranstürmenden Soldaten so gut wie unmöglich -ohne enorme
Verluste- sich zu nähern. Das Offiziere Soldaten in so ein
Feuer schickten, liegt an einer menschenverachtenden
Denkweise. Foto: SO-Grat kurz unterhalb des Gipfels. Im unteren Bereich des Grates lief in der Mitte des Grates ein Laufgraben den Berg hinauf. Heute ist dieser noch zu erkennen durch eine leichte Vertiefung und durch anderen Pflanzenbewuchs. Man befindet sich hier kurz oberhalb der ehemaligen Schulterstellung am Capello di Napoleone, welche im Laufe der Kämpfe von den italienischen Truppen eingenommen wurde. Fotos der damaligen Situation findet man hier oder später im November 1917 mit den von den italienischen Truppen geräumten Baracken hier. Durch die italienische Niederlage in der 12. Isonzoschlacht zog sich die italienische Armee an der Südwestfront zurück ( siehe hier ). |
Kurz unterhalb des
Gipfels beim Minenkrater. Nimmt man eine Landkarte zur Hand ( vorzugweise [1] ), dann kann man sich fragen, wieso der italienische Generalstab grade am Col di Lana und Cima Sief versuchte, die k.u.k.-Stellungen in Richtung Kollfuschg, Corvara, Falzarego- und Valparola durchbrechen zu lassen. So gibt es einfacheres Gelände in diesem Abschnitt, z.B. nördlich zwischen Cima Sief 2424m und Sattsass 2571m oder westlicher über den Passo di Campolongo 1875m [8 S.98]. Laut [8] war es für den italienische Generalstab wahrscheinlich eher eine Frage des Renommees als der Strategie, den Berg einzunehmen. |
Am letzten Tag
besuchten wir den Soldatenfriedhof am Valparolla-Pass. Hier
liegen Soldaten der deutschen und k.u.k-Truppen, die an der
Dolomitenfront gefallen sind. In Norditalien gibt es viele
Soldatenfriedhöfe, auf denen tausende Tote -überwiegend aus
dem 1.Weltkrieg- liegen. Eine Übersicht findet man auf
dieser italienischen Seite. |