Dolomiten 2.Teil (Travenanzastal), 14.Juli 2012
Es ging in das Travenanzastal. Dafür parkten wir an dem aufgelassenen
Restaurant "Magistrato alle Acque" 1985m [4],
gelegen an der Straße zwischen dem Falzarego-Pass und Cortina
d'Ampezzo. Von führt der Wanderweg 412er auswärts. Dann weiter auf einer
alten, italienischen Kriegsstraße und -diese verlassend- über die
Forcella Col Dei Bos ins Travenanzastal.
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Von der Forcella Col
Dei Bos sieht man den Castelletto 2656m. Einem dem Tofane Di Rozes 3225m
westlich vorgelagerten Berg. Dieser wurde von den k.u.k. Truppen
befestigt und bis Juli 1916 gehalten.
Die italienischen Truppen versuchten ihn vorher mehrfach erfolglos einzunehmen.
Man fing daher an eine Mine zu legen, um die k.u.k. Truppen vom Castelletto
zu vertreiben, von dem sie den Eingang des Travenanzastals kontrollieren konnten.
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Am 11.07.1916 wurde
diese Mine aus 35000 kg Sprenggelatine gezündet. Die Mine wirkte
ungefähr dort, wo heute der Sattel zwischen Castelletto und
Tofane di Rozes auf dem Foto zusehen ist.
Die Italienern gelang es in den nachfolgenden Tagen die k.u.k.
Truppen auf die Linie Großer Lagazuio und Gasserdepot 2848m
zurück zu drängen. Die Kämpfe wurden erbittert und unter
großen Verlusten geführt [2 S.336]. Den verlustreichen Kämpfen, ging eine Kontroverse im zuständigen k.u.k. Befehlsstab 1915 voraus. Zunächst lief bei Eröffnung der Südwestfront die österreichisch-ungarische Linie über den Kleinen Lagazuio, Forcella Travenanzas, Col Dei Bos, Forcella dei Bos, Castelletto, Travenanzastal und Fontana Negra. Die Italiener besetzen zunächst Tofane 2 ( di Mezzo )und 3 ( di Dentro). Der bayrische Generalleutnant Krafft von Dellmensingen sprach sich für die Rücknahme dieser Linie auf die Höhenzüge Lagazuio, Faneskamm und Monte Vallon Bianco aus, da diese besser zu halten und zu versorgen waren. Generalmajor Goiginger sprach sich dagegen aus und beharrte auf seiner Entscheidung, dass die k.u.k. Truppen und ihre deutschen Verbündeten, die von ihm festgelegte Linie halten sollten. Als ranghöherer Offizier konnte er sich durchsetzen. Diese Fehlentscheidung brachte hunderten Soldaten den Tod, Verletzungen und Gefangenschaft. 1916 näherte sich die Front dann doch der Linie von Dellmensingen vorgeschlagenen Linie. Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass militärische Fehlentscheidungen zum Tod von vielen Soldaten führten. Ein weiteres Beispiel ist der Col di Lana, von dem im 4.Teil des Tourenberichts berichtet wird. |
Nachdem Erreichen der
Forcella Col dei Bos kamen wir an verschiedenen Stellungsresten vorbei.
Am Beginn des Krieges im Mai 1915 wurden die Stellungen von
den k.u.k. Truppen eingerichtet. Dann nahmen sie italienische Truppen
ein und
bauten sie aus.
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Richtung Westen der Faneskamm, welchen die k.u.k. Truppen für Stellungen ab 1916 nutzten.
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Weiter nördlich im Tal liegt die Ruine der
Wolf-Glanvell-Hütte
auf ca. 2065m. Sie ist in den Wanderkarten als Ruine am
Wanderweg 401 eingezeichnet. Zunächst war hier das k.u.k
Abschnittkommando
untergebracht. Am 1.August wurde die Hütte jedoch durch
italienische Artillerie zerstört [2 S.403]. Das Abschnittskommmando
wurde daraufhin
in die Große Fanesscharte verlegt.
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Blickrichtung Süden
aus dem Travenanzastal auf den Col Dei Bos 2559m.
Von dem flachen Gipfel wurden schon im Sommer 1915 die k.u.k.
Truppen verdrängt. Die italienischen Soldaten bauten die vorgefundenen
Stellungen dort aus oder legten neue an.
So z.B. die Galleria Comolli, die sich in den südöstlichen
Felshängen des Col Dei Bos befindet.
Auf dem Foto die Klippen unterhalb des Gipfels. |
Hier ein Eingang zu den Tunneln und Kavernen der Galleria Comolli. Die Tafel datiert vom Juli 1915.
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Ein
Beobachtungsbunker dicht unterhalb des Gipfel des Col dei Bos. Von hier
bietet sich ein umfassender Panoramablick
auf das Travenanzastal und die umliegenden Berge. Links der
Lagazuio di Mezzo, darüber der Faneskamm mit seinem höchsten Gipfel -dem
südlichen Fanesturm 2980-.
Dann weiter über der rechten Kuppelhälfte der Kamm der Cime di
Furcia Rossa und der langgezogene Monte Vallon Bianco 2687m.
Auf der anderen Talseite die Ausläufer der Tofane, mit dem
vorgelagerten Nemesis 2755m.
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Richtung Süden ist das Panorama ebenso umfassend und weitreichend.
Unten sieht man den Falzarego-Pass und rechts davon, vorne das Lagazuoi-Massiv.
Dahinter lugt die Spitze des Sass di Stria (Hexenstein) 2477m hervor und links hinter diesem sieht man Col die Lana 2452m.
Um den Col di Lana wurden schwere, extrem verlustreiche Kämpfe geführt.
Im 4.Teil des Tourenberichts wird über einen Besuch dieses Berges berichtet.
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